Der Schriftsteller Paul Wanner wurde am 27.7.1895 in Schwäbisch Hall als siebtes von elf Kindern geboren. Sein Vater Carl Wanner (1855–1933), halb Schwabe, halb Franke, stammt von Handwerkern und Weinbauern ab und führt in Hall ein Textilgeschäft. Die Mutter Luise, geb. Riecker (1862–1945), ist das jüngste Kind einer Apothekerfamilie. Mit 14 Jahren macht Paul Wanner das Landexamen und besucht die theologischen Seminare Maulbronn und Blaubeuren bis zum “Konkurs” 1913. Es folgt ein Einjährig-freiwilliges Dienstjahr als Soldat in Tübingen bei gleichzeitiger Aufnahme des Theologiestudiums und Wohnung im Evangelischen Stift.
Mit Ausbruch des ersten Weltkriegs kommt Wanner an die Westfront, wird verwundet und gerät in französische Kriegsgefangenschaft. Diese Zeit (bis 1920) wird er in den zwanziger Jahren in seinem Stück „P.G. Prisonnier de Guerre“(Kriegsgefangen) verarbeiten, uraufgeführt 1930 am Landestheater Stuttgart, heute Staatstheater.
Ab 1920 studiert Paul Wanner in Tübingen Deutsche Literatur, Philosophie, Französisch und Geschichte. Ein Semester in Wien gibt ihm Einblicke ins österreichische Volkstheater. Von 1924 an ist er für mehr als zwei Jahrzehnte Gymnasiallehrer in Stuttgart, von 1923 bis 1975 Dozent an verschiedenen Volkshochschulen, mit Ausnahme der Hitlerzeit und der Zeit als Soldat während des zweiten Weltkriegs.
Angeregt durch die Auftragsarbeit „Brennende Heimat“ für die Stadt Giengen 1934, spezialisiert sich Wanner in der auch für das freie Theater zerstörerischen Nazizeit auf Volksstücke für die Freilichtbühne, ohne sich in seiner Geisteshaltung anzupassen. Im Lauf der Jahre verfasst er zahlreiche Schauspiele. Bis ins hohe Alter liegt ihm der Kontakt zu den Bühnen und Schauspielensembles sehr am Herzen. Teilweise spielt er selbst mit und führt Regie. Mit seiner heiteren und humorvollen Art und mit seinem großen historischen Wissen wird er zur herausragenden und hochgeschätzten Persönlichkeit in der Welt des Freilichttheaters, auch in Norddeutschland.
Neben den meist gespielten Stücken „Der Schneider von Ulm“, „Der Spion von Aalen“ und „Die Weiber von Schorndorf“ sowie weiteren ca. vierzig ernsten und heiteren Schauspielen, darunter auch einige für die Innenraumbühne, schreibt Paul Wanner Hörspiele, Essays und Novellen. Letztere sind 1981 unter dem Titel „Erlebtes und Geträumtes“ erschienen.
Paul Wanner war in erster Ehe mit Bertha (geb. Elsäßer, 1908–1999) verheiratet, aus ihr gingen die Kinder Arnold (geb. 1926) und Rose (geb. 1927) hervor. 1930 lernt er Emmy Frey (1898–1988) kennen, die in ihren Tagebüchern (Staatsarchiv Stuttgart) die Freundschaft zu Paul Wanner und seiner Familie bis zu ihrem Tod dokumentiert. Sein Sohn Konrad Heydenreich (geb. 1944) entstammt der Verbindung mit Hilde Tuchscherer (1907–1981). 1958 heiratet Paul Wanner Gabriele Gebek (geb.1936), mit ihr hat er die Tochter Claudia (geb. 1959). 1966 Heirat mit Renate Haubold (1936–2000), die entscheidend zur Entstehung seines letzten Werks „Mein Lebensbericht“ beiträgt. Paul Wanner stirbt am 5. April 1990 in Stuttgart, wo er die meiste Zeit seines Lebens gewohnt hat.
Sein schriftstellerischer Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach