500 Jahre Tübinger Vertrag
Der Tübinger Vertrag: Das Publikum wartet gespannt auf den Beginn der abendlichen Freilichtaufführung, Juli 1964.
Den Abschluss für die Feierlichkeiten zum 450. Jahrestag des Tübinger Vertrags bildete Paul Wanners “Württembergische Tragödie” vor dem Rathaus. Der Stuttgarter Dramatiker hatte dazu von der Stadt Tübingen den Auftrag erhalten. Regie führte Artur Georg Richter, der Leiter des Südwestfunk-Studios Tübingen. Ihm gelang es, die Zuschauer für zwei Stunden “in eine Szenerie aus der Shakespearezeit” zu versetzen. Vor dem Rathaus stand ein purpurner Baldachin, die Neptunfigur des Marktbrunnens war “phantastisch beleuchtet” und das Marktsteigle war wie geschaffen für die Auftritte der Schauspieler. Fanfarenklänge von der Rathauskanzel eröffneten das Stück eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang. “Hier und nirgendwo anders musste Geschichte zu Poesie werden”, befand der TAGBLATT-Kritiker und kam zu dem Schluss: “Was Artur Georg Richter, seine Mitarbeiter und Schauspieler aus der dichterisch inspirierten Vorlage eines so historisch spröden Stoffes gemacht haben, das ist des höchsten Lobes wert und der Bedeutung des Tübinger Vertrags würdig.” Alle Veranstaltungen waren restlos ausverkauft. Vor den Kassen hatten sich lange Warteschlangen gebildet. Rund 3.000 Zuschauer erlebten an drei Abenden das Stück von einer acht Meter hohen Tribüne aus, die schon bei der Fußballweltmeisterschaft 1954 in Bern zum Einsatz gekommen war.
Wilhelm Triebold in Schwäbisches Tagblatt, 22.4.2011 (Auszug).