Paul Wanner über sich selbst

Liebe Leser, beim Schreiben kann ich kein Bie­der­mann sein. Alle Bestien im Dschun­gel meiner Seele müssen ran, vor den Wagen ges­pannt oder noch besser in Frei­heit dressiert. Die christliche Lehre gebi­etet, auch den Bösen zu lieben. Die drama­tis­che Kunst geht noch weiter: der und das Böse bekom­men einen eige­nen Reiz. Brav kann ich nicht schreiben: ich bin es so wenig wie das Pub­likum. Aber das Böse verzehrt sich in der Darstel­lung, im Scheit­ern, im Witz. Der Zuschauer, wenn’s glückt, erlebt es im Spiel und befreit sich so davon.

Aus der Werk­statt eines Büh­nen­schrift­stellers, Typoskript, nach 1965

 

Ein Volk ohne Geschichts­be­wußt­sein ist wie ein Men­sch ohne Gedächtnis.

Paul Wan­ner in Haller Tag­blatt, 26.7.1980

 

Mit meinen Stücken habe ich es immer gut gehabt… Der Keim des Erfolgs rührt von der Fähigkeit her, die Zuschauer vom Lachen ins Weinen und vom Weinen ins Lachen zu bringen.

Paul Wan­ner in Hei­den­heimer Neue Presse, 31.3.1989

 

Was mich bet­rifft, so ist eben dies mein Ziel: ein lebendi­ges, inter­essieren­des, nicht an Zeit und Stände gebun­denes The­ater, das die Kluft zwis­chen dem intellek­tuellen Standesthe­ater und den nicht speziell Gebilde­ten aus­füllt und überbrückt.

Paul Wan­ner in Mein Lebens­bericht, Stuttgart 1990, S. 149